Babyblaue Prog-Reviews: Doo-doo-doo (or Remedy for a dwarf)

Ole Lukkøye – Doo-doo-doo

Hierzulande gilt die St. Petersburger Underground Formation “Ole Lukkoye” nach einigen spektakulären Auftritten, u.a. auf dem Burg Herzberg Festival, längst als Geheimtipp. Ihre faszinierende Mischung aus Ethno (besser “Folk”), einem Hauch New Age (keine Angst, es wird nie langweilig oder 'meditativ'), stark psychedelisch angehauchtem Artrock und tuvarischen Gesängen ist so ziemlich das Ausgeflippteste, was man sich vorstellen kann. Würde man die Band mit einer griffigen Formel charakterisieren wollen, so könnte man mit einiger Berechtigung von “russische Peter (Pjotr) Gabriels Ethno-Versuche auf Speed” sprechen.

Ole Lukkoye (nicht ein Solist, ein Bandname ist das, benannt nach einer Figur aus einer Andersen-Erzählung) ist v.a. der Multiinstrumentalist und Archäologe (!) Boris Bardash, der auf Grabungen im asiatischen Hinterland Russlands mit der Kultur der Tuvaren in Berührung kam, die ihm fortan als Inspirationsquelle für seine Musik gelten sollte. Dazu fügte Bardash und seine Band treibende, moderne Beats (im hiesigen Plattenladen findet man Ole Lukkoye in der Abteilung “Drum'n'Bass”) und unzählige Versatzstücke russischer, europäischer und asiatischer Musiken, Keyboardsounds und eine psychedelische Gitarre mit deutliche Anleihen an die Artrocker der 70er und eben jener irrsinnige, hypnotische Gesang (oft jener gutturale Oberton-Gesang, der als das Erkennungszeichen der Tuvaren gilt) zum ganz unverkennbarem Sound der Band zusammen. Eine irre, wirre Mischung, die ebenso exotisch, russisch, wie universal verständlich ist. Sie ist Zeugnis für das unglaubliche kreative Potential in Russland, fernab aller billigen Klischees und schaler Anbiederung an den Westen.

Wenn man dieses Jahr vorhat, sich nur eine CD zu kaufen, bei der man absolut nicht weiß, was einen erwartet, dann sollte es diese sein. Just listen...

Sal Pichireddu, Babyblaue Prog-Reviews, 08.07.2002